Samstag, 30. Oktober 2021

Nackt am Sambesi


Ruhiger und afrikanischer geht es beinahe nicht. Ich sitze schon seit sechs Uhr morgens in meinem Campingstuhl am Ufer des Sambesi Rivers wo er vom Norden kommend gerade nach Osten abbiegt und sich dann 80 Kilometer weiter in die Victoria Fälle hinabstürzt. Am gegenüber liegenden Ufer liegt Sambia. Da ich ganz alleine war, hatte ich mein Nachthemd ausgezogen und genoss die kühle Morgenluft die über meine Haut streicht. 

Während ich im Halbschlaf vor mich hin träume, taucht aus dem Morgennebel ein Fischer mit seinem Einbaum auf. Mit einer Leichtigkeit und ganz gemächlich stochert er sein Langboot mit einer dünnen Stange den Sambesi hoch. Gerade als der Fischer sein Boot an mir vorbei schob und ich über das einfache Leben, das der Fischer wohl haben musste, nachsinnierte, klingelte ein iPhone. Unwillkürlich griff ich an meine Hosentasche, als ich bemerkte dass ich gar keine Hose an hatte, sah ich wie der Fischer auch zu seiner Hose griff. Im Gegensatz zu mir war er nur mit freiem Oberkörper unterwegs und hatte eine Hose an, aus der er sein iPhone aus der Tasche zog. Nach einem kurzen Gespräch, während dessen er sein Boot einhändig weiter Flussaufwärts schob, verstaute er sein iPhone wieder in seiner Hosentasche und trieb seinen Einbaum mit der langen Stange gleichmäßig flussaufwärts. Mich hat er in meiner Nacktheit nicht beachtet. Mir kam es aber so vor als ob er seinen Einbaum nach dem Telefonat schneller Flussaufwärts geschoben hat. Vielleicht kam es mir auch nur so vor, weil ich mir meiner Nacktheit bewusst wurde.


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